Kerstin Sadeghi empfiehlt

Verbrenn all meine Briefe

„Wenn Sven, der Großvater des Autors und ein berühmter schwedischer Schriftsteller, etwas von seiner Frau Karin wollte, hämmerte er mit seinem Stock gegen die Heizung. So laut, so viel Wut, die sich auf die ganze Familie überträgt. Wann nahm das seinen Anfang? 1932, die beiden sind erst seit kurzem verheiratet, doch der Jähzorn ihres Mannes legt sich schon damals wie ein Schatten über die junge Frau. Da verliebt sich Karin in einen Mann, der so ganz anders ist als Sven … Ein meisterhaft erzählter autobiografischer Roman, in welchem Alex Schulman zu ergründen versucht, warum er eine solche Wut in sich trägt. Furios und spannend wie ein Krimi.“

Alena Laub empfiehlt

Middle England

“Sophie liebt das Leben im multikulturellen London. Doch mit den Männern aus ihrem sozialen Umfeld klappt es irgendwie nicht. Bei einer Nachschulung lernt die Kunsthistorikerin Ian kennen, der das Verkehrssicherheitstraining leitet. Verliebt, verlobt verheiratet, von der weltoffenen Metropole ab in die Provinz. Hier wollte Sophie eigentlich nie sein. Und bemerkt, dass ihr bodenständiger Gatte doch sehr traditionell denkt … Ein faszinierender Gesellschaftsroman, in dem ganz wunderbar beschrieben wird, wie manche Menschen ticken. Sehr englisch, sehr europäisch und ein bisschen das Buch zum Brexit.“

Stefanie Hartwig empfiehlt

Über Carl reden wir morgen

„1918. Eugen Brugger ist vor 15 Jahren nach Amerika gegangen, um sein Glück zu machen. Da bekommt er die Nachricht, sein Zwillingsbruder Carl sei im Krieg gefallen, er müsse dringend nach Hause kommen, ins österreichische Mühlviertel, Erbschaftsangelegenheiten. Kaum in der Heimat angekommen, steht Carl vor der Tür und selbst Eugen hätte ihn nicht wiedererkannt … Ein großartiges Familienepos über drei Generationen einer Familie, das es in sich hat. Spannung, Emotionen, Zeitgeschichte. Und Judith Taschler ist einfach eine großartige Erzählerin.“

Henrike Meier empfiehlt

Auf der Straße heißen wir anders

Alle in ihrer Familie wissen, wie es sich anfühlt, nicht dazuzugehören. Auch Karla geht es so, jedoch weiß sie nicht warum das so ist. Als ihre Großmutter stirbt und mit einem Erbstück auch ein unbekannter Name und eine Adresse in Armenien auftauchen, macht sie sich zusammen mit ihrem Vater auf zur Spurensuche in die Vergangenheit. Karla erzählt ihre Familiengeschichte. Sie erzählt von ihrer armenischen Urgroßmutter Armine, ihrer Großmutter Maryma, die in den 1960er-Jahren als Gastarbeiterin aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist, und von ihrem Vater, der in den 1950er-Jahren in Istanbul aufgewachsen ist. Ein packender Debütroman über vier Generationen einer armenischen Familie.

Angela Förster empfiehlt

Die Wut, die bleibt

„Ein Abendessen wie so oft, laut, viel zu unruhig. Die beiden Kleinen lärmen. Lola, die 15jährige, missmutig und dauergenervt. Und plötzlich die Frage vom Mann, ob sie kein Salz haben. Helene steht wortlos vom Tisch auf, geht zum Balkon und öffnet die Tür. Und dann sind es nur noch ein paar Schritte … In diesem Buch geht es direkt los und es hat mich bis zum Ende gepackt. Wie lebt es sich als Frau, als Mutter, was macht das Leben mit einer Familie, mit der besten Freundin. Dieser Roman setzt zu und ist gnadenlos – gut…und wahr.“

Der Humor-Tipp der Taschenbuchabteilung

Museum of Deutschland

Im Sommerloch droht Gefahr, mitten in Deutschland werden bedrohliche Tiere gesichtet, Schnappschildkröten, Krokodile. Dieses Jahr war es doch tatsächlich eine Löwin in Brandenburg. Nein, es war kein Wildschwein…Danach kursierten viele Bilder mit sehr lustigen Texten dazu im Netz. Auch schön, kulinarische Köstlichkeiten wie Snickers im Speckmantel oder saarländisches Sushi mit Lyoner … ist das nicht eh kulturelle Aneignung und per se bäh? Deutsches Kulturgut in Bildern, gesammelt in diesem herrlichen Band, so ähnlich wie das Internet als Buch. Einfach reinschauen und lachen, bis die Tränen kommen.