- Zusatztext
<p>Die Frage, ob die Fotografie zu zeigen und/oder zu beweisen vermag, geht auf Carlo Ginzburg zurück. Im Nachhall seiner Auseinandersetzung mit dem Indizienparadigma als konstitutiver Methode der Kulturwissenschaften führte dieser 1982 aus, dass die Untersuchung der Verbindung von wissenschaftlichen und gerichtlichen Beweisen von Interesse ist gerade in Hinblick auf die in den Wissenschaften gültigen Gesetze des Aufweisens" und die juristischen Gesetze des Beweises". Ausgangspunkt des vorliegenden Bandes ist zu untersuchen, inwieweit diese heuristische Frage auch auf die Kulturtechnik Fotografie bezogen werden kann.</p><p>Fotografische Bilder dienen als Dokumente, Argumente oder Belege. Dies ist nur möglich, weil Fotografien das, was sich vor dem Objektiv der Kamera befunden hat, abbilden und damit sichtbar machen, also zeigen. Durch dieses bildliche Aufweisen" kann das Abgebildete jedoch nicht nur als Bezeichnung (Designation), sondern auch als Beweis der dargestellten Dinge (miss)verstanden werden.</p><p>Die vorliegenden Aufsätze beschäftigen sich methodisch mit den Modellierungen des Indizienparadigmas im Kontext fotohistoriografischer Auseinandersetzungen. Dies nicht zuletzt, um durch Re-Lektüren und in einer kritischen Auseinandersetzung mit den Bestätigungen, Normierungen und Identifizierungen vermittels fotografischer Bilder und unter Berücksichtigung der in den letzten Jahrzehnten angestellten Reflexionen die Fotografie als<em>das</em> Medium des Indizienparadigmas schlechthin einer Diskussion und Neubewertung zu unterziehen.</p>
- Kurztext
Research on the theory and history of photography has become established today both in the humanities and in cultural studies. This should not, however, lead us to disregard the need that exists for dialogue between these cultures of expertise: in art history and visual studies, in literary studies and history, and in museums and collections. Interest in the history of photography has increased rapidly in the age of digital images, and many contemporaries have experienced the transition from analog to digital photography as a paradigm shift. Investigating the history of the photographic image enables us to understand this change. The texts in this series seek to address these needs for a crossdisciplinary exchange of knowledge in the study of photography.
- Autorenportrait
Herta Wolf, Kunsthistorisches Institut, Universität Köln
<p>Die Frage, ob die Fotografie zu zeigen und/oder zu beweisen vermag, geht auf Carlo Ginzburg zurück. Im Nachhall seiner Auseinandersetzung mit dem Indizienparadigma als konstitutiver Methode der Kulturwissenschaften führte dieser 1982 aus, dass die Untersuchung der Verbindung von wissenschaftlichen und gerichtlichen Beweisen von Interesse ist gerade in Hinblick auf die in den Wissenschaften gültigen Gesetze des Aufweisens" und die juristischen Gesetze des Beweises". Ausgangspunkt des vorliegenden Bandes ist zu untersuchen, inwieweit diese heuristische Frage auch auf die Kulturtechnik Fotografie bezogen werden kann.</p><p>Fotografische Bilder dienen als Dokumente, Argumente oder Belege. Dies ist nur möglich, weil Fotografien das, was sich vor dem Objektiv der Kamera befunden hat, abbilden und damit sichtbar machen, also zeigen. Durch dieses bildliche Aufweisen" kann das Abgebildete jedoch nicht nur als Bezeichnung (Designation), sondern auch als Beweis der dargestellten Dinge (miss)verstanden werden.</p><p>Die vorliegenden Aufsätze beschäftigen sich methodisch mit den Modellierungen des Indizienparadigmas im Kontext fotohistoriografischer Auseinandersetzungen. Dies nicht zuletzt, um durch Re-Lektüren und in einer kritischen Auseinandersetzung mit den Bestätigungen, Normierungen und Identifizierungen vermittels fotografischer Bilder und unter Berücksichtigung der in den letzten Jahrzehnten angestellten Reflexionen die Fotografie als<em>das</em> Medium des Indizienparadigmas schlechthin einer Diskussion und Neubewertung zu unterziehen.</p>