Fallada, Hans: Wolf unter Wölfen (E-Book)

eBook
ISBN/EAN: 9783744874762
Sprache: Deutsch
Umfang: 1116 S., 2.13 MB
Einband: Keine Angabe
Erschienen am 01.01.2018
Auflage: 1/2018
E-Book
Format: EPUB
DRM: Nicht vorhanden
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  • Zusatztext
    • Auf einem schmalen Eisenbett schliefen ein Mädchen und ein Mann.Der Kopf des Mädchens lag in der Ellenbogenbeuge des rechten Arms; der Mund, sachte atmend, war halb geöffnet; das Gesicht trug einen schmollenden und besorgten Ausdruck - wie von einem Kind, das nicht ausmachen kann, was ihm das Herz bedrückt.Das Mädchen lag abgekehrt vom Mann, der auf dem Rücken schlief, mit schlaffen Armen, in einem Zustand äußerster Erschöpfung. Auf der Stirn, bis in das krause, blonde Kopfhaar hinein, standen kleine Schweißtropfen. Das schöne und trotzige Gesicht sah ein wenig leer aus.Es war - trotz des geöffneten Fensters - sehr heiß in dem Zimmer. Ohne Decke und Nachtkleid schliefen die beiden.Es ist Berlin, Georgenkirchstraße, dritter Hinterhof, vier Treppen, Juli 1923, der Dollar steht jetzt - um sechs Uhr morgens - vorläufig noch auf vierhundertvierzehntausend Mark.In den Schlaf der beiden sandte der dunkle Schacht des Hinterhofs die flauen Gerüche aus hundert Wohnungen. Hundert Geräusche, sachte noch, drangen durch das offene Fenster, vor dem reglos eine gelblichgraue Gardine hing. Plötzlich schrie, auf der anderen Seite des Hofes, keine acht Meter entfernt, ein Flüchtlingskind von der Ruhr angstvoll auf.Die Lider des schlafenden Mädchens zuckten. Der Kopf hob sich ein wenig. Die Glieder spannten sich. Nun weinte das Kind leiser, eine Frauenstimme schalt schrill, ein Mann brummte - und der Kopf sank zurück, die Glieder entspannten sich neu, das Mädchen schlief weiter.Im Haus rührte es sich. Türen schlugen, Schritte schlurften über den Hof. Auf den Treppen polterte es, Emaillekannen schlugen gegen eiserne Geländer. In der Küche nebenan lief die Wasserleitung. Im Erdgeschoß, in der Blechstanzerei, schrillte eine Glocke, Räder surrten, Riemen schleiften ...Die beiden schliefen ...Über der Stadt lag - trotz früher Stunde und klaren Himmels - ein trüber Dunst. Der Brodem eines verelendeten Volkes stieg nicht gen Himmel, er haftete träg an den Häusern, kroch durch alle Straßen, sickerte durch die Fenster, in jeden atmenden Mund. Die Bäume in den verwahrlosten Anlagen ließen fahl die Blätter hängen.Dem Schlesischen Bahnhof näherte sich, aus dem Osten des Reiches kommend, ein früher Fernzug, mit klappernden Fenstern, zerbrochenen Scheiben, zerschnittenen Polstern - die Ruine eines Zuges. Schlagend, klirrend, stoßend fuhren die Wagen über die Weichen und Kreuzungen von Stralau-Rummelsburg.Ein Herr, Rittmeister a.D. und Rittergutspächter, Joachim von Prackwitz ...

  • Autorenportrait
    • Hans Fallada:Hans Fallada (Rudolf Ditzen) lebte von 1893 bis 1947 und war ein deutscher Schriftsteller.

Auf einem schmalen Eisenbett schliefen ein Mädchen und ein Mann.Der Kopf des Mädchens lag in der Ellenbogenbeuge des rechten Arms; der Mund, sachte atmend, war halb geöffnet; das Gesicht trug einen schmollenden und besorgten Ausdruck - wie von einem Kind, das nicht ausmachen kann, was ihm das Herz bedrückt.Das Mädchen lag abgekehrt vom Mann, der auf dem Rücken schlief, mit schlaffen Armen, in einem Zustand äußerster Erschöpfung. Auf der Stirn, bis in das krause, blonde Kopfhaar hinein, standen kleine Schweißtropfen. Das schöne und trotzige Gesicht sah ein wenig leer aus.Es war - trotz des geöffneten Fensters - sehr heiß in dem Zimmer. Ohne Decke und Nachtkleid schliefen die beiden.Es ist Berlin, Georgenkirchstraße, dritter Hinterhof, vier Treppen, Juli 1923, der Dollar steht jetzt - um sechs Uhr morgens - vorläufig noch auf vierhundertvierzehntausend Mark.In den Schlaf der beiden sandte der dunkle Schacht des Hinterhofs die flauen Gerüche aus hundert Wohnungen. Hundert Geräusche, sachte noch, drangen durch das offene Fenster, vor dem reglos eine gelblichgraue Gardine hing. Plötzlich schrie, auf der anderen Seite des Hofes, keine acht Meter entfernt, ein Flüchtlingskind von der Ruhr angstvoll auf.Die Lider des schlafenden Mädchens zuckten. Der Kopf hob sich ein wenig. Die Glieder spannten sich. Nun weinte das Kind leiser, eine Frauenstimme schalt schrill, ein Mann brummte - und der Kopf sank zurück, die Glieder entspannten sich neu, das Mädchen schlief weiter.Im Haus rührte es sich. Türen schlugen, Schritte schlurften über den Hof. Auf den Treppen polterte es, Emaillekannen schlugen gegen eiserne Geländer. In der Küche nebenan lief die Wasserleitung. Im Erdgeschoß, in der Blechstanzerei, schrillte eine Glocke, Räder surrten, Riemen schleiften ...Die beiden schliefen ...Über der Stadt lag - trotz früher Stunde und klaren Himmels - ein trüber Dunst. Der Brodem eines verelendeten Volkes stieg nicht gen Himmel, er haftete träg an den Häusern, kroch durch alle Straßen, sickerte durch die Fenster, in jeden atmenden Mund. Die Bäume in den verwahrlosten Anlagen ließen fahl die Blätter hängen.Dem Schlesischen Bahnhof näherte sich, aus dem Osten des Reiches kommend, ein früher Fernzug, mit klappernden Fenstern, zerbrochenen Scheiben, zerschnittenen Polstern - die Ruine eines Zuges. Schlagend, klirrend, stoßend fuhren die Wagen über die Weichen und Kreuzungen von Stralau-Rummelsburg.Ein Herr, Rittmeister a.D. und Rittergutspächter, Joachim von Prackwitz ...

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